Verinnern, ergessen formember,reget
"Und Ihr Bruder Eleasar?" - - - "Zwei Wildschweine fraßen seinen Kopf. "


Ich liege im Bett und stelle mir das Zimmer um mich herum vor und die Lage, die ich in ihm einnehme, wobei ich entschlossen bin, diese Vorstellung festzuhalten. Auf einmal weiß ich nicht mehr, auf was ich achten soll, eine Menge von Empfindungen dringt auf mich ein. Es steht jemand neben mir, der mir etwas zeigen will, ich sehe ihn nicht, weiß aber, daß er da ist. Dann bin ich umgeben von einer Welt von vorbeiziehenden Figuren, Linien, Tapetenmustern und merkwürdigen Lebewesen, ungefähr wie Elefanten oder Nilpferde in großer Entfernung, die sich silhouettenhaft gegen einen etwas helleren Hintergrund abheben, dann plötzlich in riesige Dimensionen auseinandergehen, wie aufgeblasene Gummitiere. Alles befindet sich in dauernder unruhiger Bewegung, meistens stehen die einzelnen Bilder schlagartig da und verschwinden ebenso plötzlich. Diese Erlebnisse sind aber nur zum Teil gesehen, zum Teil bloß gedanklich wahrgenommen, wobei diese Gedanken, wie schon erwähnt, natürlich völlig selbständig vor sich gehen, uneeinflußt durch den Willen. Von Zeit zu Zeit wird dann das Sehen ganz deutlich und scharf, in diesem Fall waren es die sich vergrößernden Ungeheuer, die ich plötzlich ganz schwarz sah als reine Halluzinationen. Merkwürdig ist dabei noch, daß das Sehen in diesem Zustand im Gegensatz zum Traum nicht an die Stelle vor den Augen gebunden ist, sondern überall zu sein scheint: einmal sah ich deutlich, wie tapentenartige Muster aus dem Hinterkopf austraten, und nach rückwärts ausgestrahlt wurden. Ich sah es als Beobachtender von innen heraus, ungefähr so, als ob ich mit den nach rückwärts gedrehten Augen durch den Kopf hindurch sehen würde. Ein Gefühl für den eigenen Körper muß also demnach noch vorhanden sein. Oft habe ich das Gefühl, als ob ich selber die Person oder der Gegenstand wäre, den ich sehe, das Gesehene also sozusagen ein Ausläufer meines Ich wäre. Ich bin da gleichsam in das Gesehene eingedrungen und setze es in Bewegung. Demnach erlebe ich mich selbst als Handelnden.
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Harald von Moers-Messmer, Über Einschlafphänomene mit besonderer Berücksichtigung der sinnlich wahrnehmbaren Anschauungserlebnisse. Würzburg, Verlag Konrad Triltsch 1935, Seite 6.


Das Merkwürdige war, daß ich nun einen inneren Menschen lebte, als wäre ich nicht ich selber, so daß ich meine Gedanken betrachten, über meine Erinnerungen erschrecken und sie anklagen konnte, als gehörten sie einem anderen Menschen.